Wer Dargelo war
Der Name Dargel(o) ist altpruzzisch (auch: altprußisch, später 'preußisch') und weist seinen Träger
als Angehörigen des baltischen Volkes der Pruzzen aus.
Dargelo ist nun der Name eines Kämmerers, der als Zeuge in einer in Braunsberg (Ostpreußen)
gesiegelten Lehensurkunde vom 8. April 1282 genannt wird
001.
Dies ist vermutlich die älteste Nennung des Namens, der zu meinem Familiennamen wurde.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts war es dem Deutschen Ritterorden gelungen, die seit etwa 1000 Jahren in
Preußen ansässigen, ursprünglich kaum bewaffneten Pruzzen zu unterwerfen und feudalherrliche Verwaltungen
einzuführen.
Mit von der Partie war 1262 der - nicht näher bezeichnete - Graf von Jülich
002, der einer Aufforderung
Papst Urbans IV. nachkam, ein Kreuzfahrtsversprechen einzulösen, weil in Livland und Preußen viele Ordensbrüder
und Neubekehrte durch die Heiden
erschlagen würden
003.
Graf von Jülich war zu diesem Zeitpunkt Wilhelm IV., geboren 1210, der seinerseits am
16. März 1278 bei dem Versuch, die freie Reichsstadt Aachen zu unterwerfen, erschlagen wurde
(Sage vom wehrhaften Schmied).
Die Kämmerer, wie der historische Dargelo, waren einerseits in ihrer Kultur verwurzelte Pruzzen,
andererseits jedoch auch Hörrohr und Sprachorgan der neuen Herren und oft an der Durchsetzung ihrer Interessen
beteiligt.
Eine Urkunde vom 11. Juni 1344, in Wormditt ausgestellt, nennt einen weiteren 'Dargel' und sogar seinen
Wohnsitz: Bischof Hermann von Ermland verlieh damals dem Pruzzen Dargil 10 Morgen und 6 Hufen in Dargels zu
kulmischem Recht zur Lokation
004.
Der genannte Ort Dargels scheint mit dem adel. Gut Dargels identisch zu sein, das im ehemaligen Kreis
Braunsberg 7 km nordöstlich von Wormditt lag und nach dort eingepfarrt war
005.
In den Karten des Deutschen Reiches ist das Gut noch verzeichnet.
Ein Teil meiner Vorfahren ist in den umliegenden Ortschaften geboren worden.
Heinz Dargel
Quellen und Literatur:
001
Dr. Max Perlbach, Preussische Regesten bis zum Ausgange des 13. Jahrhunderts, Königsberg 1876, Seite 240
002
Heinrich Gerlach, Nur der Name blieb - Glanz und Untergang der alten Preußen, Düsseldorf/Wien 1978, Seite 217
003
Dr. Max Perlbach, Preussische Regesten bis zum Ausgange des 13. Jahrhunderts, Königsberg 1876, Seite 182
004
Max Hein (Hg.), Preußisches Urkundenbuch, Bd. 3, Königsberg 1944
005
Oeffentlicher Anzeiger des Amts=Blatts der Königl. Preußischen Regierung zu Königsberg, Einundzwanzigster Jahrgang, Königsberg 1931, No. 16 Seite 101