Der Helga-Stöver-Park

Mönchengladbachs jüngster Park

„Wir möchten diesem Viertel an der Mönchengladbacher Neusser Straße eine Mitte, einen Orientierungspunkt geben und eine fast vergessene Nachbarin, die sich in der Nachkriegszeit um die Wiederaussöhnung mit den Mönchengladbacher Juden und um die Bildung und Förderung benachteiligter oder behinderter Menschen verdient gemacht hat, in Erinnerung rufen.“

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So sprach Peter 'Fahrrad' Beckers, Mitglied der Nach- barschaftsinitiative Helga-Stöver-Park, nachdem er meinen arg geschundenen Drahtesel in seiner Werkstatt wieder repariert hatte, und drückte mir ein Infoblättchen über einen Ortstermin am 9. November 2012 mit dem Vorsitzenden der Mönchen- gladbacher SPD-Ratsfraktion, Lothar Beine, und dem Sprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Mönchen- gladbach-Ost, Hans-Josef Siemes, in die Hand. Den Politikern sollte eine Unter- schriftenliste mit dem Ziel überreicht werden, dem ehemaligen Garten der frü- her dort ansässigen Weberei Funck den Namen Helga-Stöver-Park zu geben. (Foto: Helga-Stöver-Park, 01.08.2013)

Die Presse berichtete hierüber am 9. November 2012:
extern> http://www.wz-newsline.de/lokales/moenchengladbach/unterschriften-fuer-park-an-der-neusser-strasse-1.1149291.

Am 31. Januar 2013 beschloss die Bezirksvertretung Ost den gemeinsam von den Fraktionen der SPD, der Grünen und der FDP eingebrachten 'Ampelantrag' einstimmig, die Verwaltung zu beauftragen, die Benennung des Kleinparks vorzubereiten und sie der Bezirksvertretung in einer der nächsten Sitzungen zur Beschlussfassung vorzulegen.

Diese Beschlussfassung erfolgte am 13. März 2013. In ihr lautet es zu Helga Stöver im Abschnitt Begründung (Zitat):

„Zur Namensgeberin Frau Helga Stöver gibt es zu bemerken: Helga Stöver wurde am 9. April 1926 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Besuch der evangelischen Volksschule an der Charlottenstraße, wechselte sie Ostern 1936 auf das Oberlyzeum Mönchengladbach (heute Gymnasium am Geroweiher), welches sie am 1. Februar 1944 mit dem Abitur verließ. Von März bis Dezember 1944 leistete sie Dienst beim RAD. Ab Februar bis Juni 1945 war sie Schwesternschülerin in Bethel und im Anschluss bis Oktober 1945 am Bethesda in Mönchengladbach. Von Mai bis September 1946 war sie stellvertretende Lagerführerin des Mädchensommerlagers im Hardter Wald.
Von November 1946 bis August 1948 besuchte sie die Pädagogische Akademie in Kettwig mit Abschluss der Ersten Lehrerprüfung. Ab dem 1. November 1948 bis zum 11. August 1959 unterrichtete sie an der Evangelischen Volksschule Engelbleck. In diesem Zeitraum schloss sie die Zweite Lehrerprüfung ab und studierte nebenbei für das Lehramt an Realschulen, mit erfolgreicher Abschlussprüfung am 30. Oktober 1957. Im Anschluss daran studierte sie Lehramt an Hilfsschulen mit Abschlussprüfung am 20. Oktober 1961. Seit dem 12. August 1959 bis zum 31. Dezember 1968 unterrichtete sie an der Schule Zeppelinstraße, ab 1965 als Konrektorin.
Zum 1. Januar 1969 bat sie um Entlassung aus dem Beamtenverhältnis, um Konrektorin an der Karl-Barthold-Schule der Evangelischen Bildungs- und Pflegeanstalt „Hephata“ werden zu können. Diese Stelle erfüllte sie bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand am 31. Juli 1986.

Helga Stöver zeichnete sich durch ein starkes Engagement zur Integration Behinderter in die Gesellschaft aus. Auch war sie Mitbegründerin und lange Zeit Geschäftsführerin der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Mönchengladbach e. V.“. 1988 adoptierte sie einen Kurden, um ihn vor der Abschiebung zu bewahren.

1993 sollte Helga Stöver mit der Ehrennadel der Stadt Mönchengladbach geehrt werden, ihr Tod am 7. Oktober 1993 kam dem zuvor.“

Inzwischen ist das Ziel erreicht. Im Amtsblatt der Stadt Mönchengladbach vom 15.05.2013 (Nummer 11) findet sich die

Allgemeinverfügung über die Festsetzung von Straßennamen

I. Die Bezirksvertretung Ost hat durch den Beschluss vom 25.04.2013 die vor den Häusern „Neusser Str. 92 bis 114“ gelegene Kleinparkanlage

Helga-Stöver-Park
EDV.-Nr. 4167
PLZ 41065

benannt.

II. Die Straßenbenennung gilt an dem auf diese Bekanntmachung folgenden Tag als bekanntgegeben und wird damit wirksam.

III. Rechtsbehelfsbelehrung: [...]

Seit dem 28. Mai 2013 gibt es, ebenfalls auf Betreiben der Nachbarschaftsinitiative, auch in der Wikipedia einen Eintrag zu Helga Stöver. Jetzt fehlt noch, so Peter Beckers, eine geeignete Tafel oder ein Gedenkstein, um den neuen Namen und die Namensgeberin auch im Bewusstsein der Mönchengladbacher zu verankern.

Das wäre dann der krönende Abschluss eines kleinen und erfreulichen Stückchens Stadtgeschichte, mit dem eine verdiente Person der Mönchengladbacher Stadtgeschichte vor dem Vergessen bewahrt wurde.

Dargelo.de, 01. August 2013