Tetenbüll


dänisch: Tetenbøl

 

Die dörfliche Gemeinde DE-25882 Tetenbüll liegt im Amt Eiderstedt, Kreis Nordfriesland.

 

Lage: 54°21'8.00"N, 8°49'32.30"E (Sankt-Anna-Kirche), Karte:

extern>

Bild nicht geladen

 

Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Tetenbüll ist Teil der eigenständigen Kirchengemeinde 'Katharinenheerd und Tetenbüll', Teile des Gemeindegebietes entfallen aber auf die Kirchengemeinden Kotzenbüll und Westerhever. Alle gehören innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Nordfriesland (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Eiderstedt). Das für alle zuständige Kirchenbuchamt ist das Bereichsarchiv Eiderstedt - Kirchenbuchamt - in Garding.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ortschronik: Johannes Glismann:
Dorfchronik Tetenbüll Band 1: Die Gemeinde und ihre Feuerwehr
Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in der Gemeinde Tetenbüll und die Freiwillige Feuerwehr Tetenbüll
Dorfchronik Tetenbüll Band 2: Die Gemeinde und ihre Vereine
Das Vereinsleben in der Gemeinde Tetenbüll
Gemeinde Tetenbüll 1996
Diese Ortschronik ist nach drei gescheiterten Anläufen die erste realisierte.

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 1): 1297 in parrochia ... Thedinbole (erste urkundliche Erwähnung), 1352 in Olde Tetenbul, 1438 van ... Tetenbul; Jensen 2): Tetenbüll, auch (älter) Tethensboll, Tetenbul, 1523 Tetenbyl; Lesser 3): Tetenbüll.

 

Laur 1) deutet den Ortsnamen als eine Bildung aus dem Personennamen Tete/Tede und büll = Siedlung, also etwa "Tedes Siedlung".

 

Der auf einem Sandwall zwischen Garding und Katharinenheerd liegende Ort wurde erstmals um Christi Geburt besiedelt. Allerdings gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Tetenbüll im Mittelalter, vielleicht anlässlich der ersten, der aldergröthesten Mandrenke 4) von 1362, aus dem Bereich des heutigen Hever-Stromes nach Süden verlegt wurde, denn in einem Güterregister von 1352-1407 werden ein Alt- und ein Neu-Tetenbüll genannt, wobei das 'Olde Tetenbul' (vgl. Laur 1)) bei einem Ort namens Königs-Kapelle gelegen haben soll, der 1362 unterging.

Der Ort wurde mehrfach stark zerstört. Laut Jensen 2) ertranken hier in der Sturmflut von 1436 280 Menschen, 1634 in der Burchardiflut, der zweiten Groten Mandrenke, 505.

1762 vernichtete ein Brand alle 27 Häuser des Dorfes, und 1943 setzten britische Bomben 24 der 28 Häuser in Brand 5).

 

Sankt Anna zu Tetenbüll, Fotos vom 22.05.2011
Eine erste Kapelle stand in Tetenbüll im 13. Jahrhun- dert. Die ältesten Bauteile der heuti- gen, auf der Kirchwarft stehenden Sankt Anna-Kirche sind der gotische Chor und der spätgotische, 1491 errichtete Westturm. Altar 1523/1654; Taufe 1596, Taufschüssel (Messing) 18. Jahrhundert; Kanzel 1575; Gemeindegestühl 1672; Nordempore inkl. Gestühl 1612; Triumphgruppe i.W. spätgotisch; Grabinschrift: Dresscher 1654; Glocke 1682; Grabsteine außerhalb: Peters † 1684; Amstel 1757/71 (jetzt Trittstein); Mickels (!) ohne Datum, mit Wappen (jetzt Trittstein); Menewertz † 1601; Andres-Hennings, 2. Hälfte 18. Jahrhundert; Deerdte † 1577; Jacops (!) † 1595; Lambert - Poppens, spätgotisch. An der Haustür des Haubargs Trindamm (1825) als Trittstein ein weiterer Grabstein: Nommels † 1663/Siwertz 1671.6)

 

Jensen 2) nennt Tetenbüll das größte Kirchspiel Eiderstedts (Propstei Eiderstedt) mit (1835) 1555 Einwohnern in 52 Haubargen und 224 Häusern. An schulischen Einrichtungen nennt er die des Küsters in Tetenbüll mit 100 Kindern sowie Distriktschulen in Warmhörn mit 80, Kaltenhörn mit 50 und Sieversfleth mit 70 Kindern.

 

Lesser 3) erwähnt zu dem administrativ der Landschaft Eiderstedt zugehörigen Kirchspiel Tetenbüll zunächst lediglich eine Distriktschule, bestätigt aber Jensens Gebäudezahlen, die nach seinen Angaben auch zwei Predigerhäuser, ein Küster- und das Schulhaus einschließen. Allerdings nennt er zusätzlich 2 Wirtshäuser, 1 Armenhaus, 1 Hebammenwohnung sowie 2 Graupenmühlen und beziffert die Bevölkerung des Kirchspiels auf insgesamt 1.700 Personen in 335 Familien. Die Distriktschulen des Kirchspiels in Warmhörn und Sieversfleth, hier auch 2 Wirtshäuser, führt er in anderem Zusammenhang zwar doch auf, eine Schule in Kaltenhörn erwähnt er jedoch nicht. Zum Kirchspiel zählt er weiter den 1529 7) eingedeichten Adenbüller Koog (Addebüllkoog) (teilweise), den 1559 7) eingedeichten Altneukoog (teilweise, hier 1 Wirtshaus), den im 14. Jahrhundert 7) eingedeichten Tetenbüller Kirchenkoog, den um 1400 7) eingedeichten Tetenbüller Marschkoog, den Offenbüllerkoog (teilweise; vermutlich meinte er den 1470 eingedeichten 7) Wester-Offenbüllkoog), den im 14. Jahrhundert 7) eingedeichten Tetenbüller Osterkoog nordwestlich Tönnings (teilweise), den im 14. Jahrhundert 7) eingedeichten Reinsbüllkoog, den 1610 7) eingedeichten Sieversfletherkoog, den 1475 7) eingedeichten Tetenbüller Trockenkoog, die Landstellen/Höfe Friedebüll, Gaashörn, Iversbüll, Rothenhörn und Wulfsbüll.

Dem heutigen Tetenbüller Ortsteil Tetenbüll-Spieker (damalige Schreibweise) widmet er eine eigene Überschrift und bezeichnet ihn als ein am Hafen gelegenes, zum 1617 7) eingedeichten Wasserkoog - und damit wiederum zum Kirchspiel Tetenbüll - gehörendes Wirtshaus.

 

Am 01.12.1910 hatte Tetenbüll 1.096 Einwohner.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Tetenbüllspieker ist ein Ortsteil von Tetenbüll. DE-24817 Tetenhusen hat mit Tetenbüll nichts zu tun, Tetendorf gehört zu DE-29614 Soltau. Tetenbüll ist, auch in seiner dänischen Namensvariante, nahezu - siehe folgenden Abschnitt - unverwechselbar.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Die bei Laur 1) und Lesser 3) genannten Orte, deren Namen mit Teten- beginnen, haben keinen Bezug zu Tetenbüll. Bei von Schröder 8) findet sich nichts. Laur und Lesser listen jedoch als Verwechslungsmöglichkeit den Hof Tetebüll (ohne 'n') in der Hattstedtermarsch, Amt Husum, auf.

 

 

Quellen und Literatur

1) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

2) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 2, Flensburg 1841

3) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 2, Kiel 1853

5) nordfriesland-datenbank.de

4) Johannes Jasper: Chronicon Eiderostadense vulgare - oder die gemeine Eiderstedtische Chronik 1105 - 1547, St. Peter-Ording 1977

6) Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 1982

7) Harry Kunz/Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997

8) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Band 2, 1841