Friedrichstadt


plattdeutsch: Friesstadt

friesisch: Fräärstää

dänisch: Frederiksstad

niederländisch: Frederikstad aan de Eider

 

Die Stadt DE-25840 Friedrichstadt liegt im Kreis Nordfriesland.

 

Lage: 54°22'39.30"N, 9°05'15.35"E (Turm der evangelisch-lutherischen Sankt-Christophorus-Kirche), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Friedrichstadt ist eine eigenständige Kirchengemeinde und gehört innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Schleswig-Flensburg (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Schleswig). Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Bereichsarchiv Schleswig - Kirchenbuchamt - in Kappeln/Schlei.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.
Bei Konfessionen außerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche bzw. bei anderen Religionsgemeinschaften sollte zunächst Kontakt mit der jeweiligen Gemeinde aufgenommen werden.

Ortschronik: Hermann Hansen, Friedrichstadt 1621 - 1971, 1971 zum 350-jährigen Stadtjubiläum herausgegeben

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 1): Friedrichstadt; Jensen 2): Friedrichsstadt; Lesser 3): Friedrichstadt und Friedrichsstadt

 

Friedrichstadt wurde 1621 durch Herzog Friedrich III. aus wirtschaftlichen Erwägungen an der Mündung der Treene in die Eider gegründet. Seine Zusage der ungehinderten Religionsausübung lockte Glaubensflüchtlinge, die holländischen Remonstranten, an, die der Stadt ihre unverkennbare Prägung gaben.

 

Im Ort befinden sich mehrere Sakralbauten:

 

Evangelisch-lutherische Kirche (seit 1989 St.-Christophorus-Kirche) von 1643-1649, Westturm von 1656/57: Altar 1675 von Jürgen (Jurian) Ovens, Rembrandt-Schüler und Hofmaler Herzog Friedrichs III; Taufe spätgotisch, blauer Marmor aus der Gegend um Namur, 15. Jahrhundert *); Kanzel Spätrenaissance, 1. Viertel 17. Jahrhundert *), Schalldeckel von 1861; alte Grabsteine mit Namen, außen: Gronau 17. Jahrhundert, Bade † 1862, Lorenzen 1827, Fischer † 1842. 4)

 

Jensen 2) bezeichnet die lutherische Kirche in Friedrichstadt als exemte, also unmittelbar der Generalsuperintendentur unterstellte Kirche, die keiner Propstei zugeteilt ist.

Der Kirchenbau sei 1644 mit dem Altar und der Kanzel von Trindermarsch und Lith auf Nordstrand *) ausgestattet und 1649 eingeweiht, 1672 allerdings fast neu aufgeführt worden. 

*) Vgl. Richard Haupt, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein mit Ausnahme des Kreises Herzogtum Lauenburg, II. Band. 1888: "Die Kanzel ist ein hübsches Werk aus der Kirche zu Lith (Nordstrand Hus.), vom friesischen Typus." "Der grosse Taufstein h 1,09 dm 0,90 spätgotisch, schwarzer Kalkstein, aus Lith oder Bupsee oder Trindermarsch (Nordstrand), ist friesischer Form wie der in Tating (Eid.)". Demnach stammen Kanzel und Taufe, ursprünglich wohl auch der Altar aus den in der Sturmflut von 1634 in den genannten Orten untergegangenen Kirchen.

 

Aus der 1634 auf Nordstrand weniger beschädigten, aber 1639 nach einem Orkan endgültig abgebrochenen Kirche in Königsbüll 5) soll die älteste der Glocken stammen 6).

 

Remonstrantisch-reformierte Kirche: 1852 - 1854 errichtet. Alte Grabsteine mit Namen, Friedhof: Laekken 1666, V. Loon † 1667, Cornels 1734, Beyers † 1693, Peters † 1707, Lammers, Magarme † 1821, Zillen † 1821. 4)

 

Bethaus der Mennoniten, seit 1708 in der Alten Münze *). Alte Grabsteine/Grabplatten mit Namen, teils auch mit Wappen: Friedhof, Westrand, von Nord nach Süd: Jansen 1733, Gertz 1713/41, Strandi 1714, Loof 1714, Lammerts 1720, Karsdorp 1713, Tiemens † 1713, Deveer 1713, Beyerist † 1702, Jacobs † 1713, Thomsen, Obbes 1717, Mannings 1732, Dau, Gerrtz † 1713, M H 1713, Lammerts † 1712, Pieters 1776, Arris † 1730, Goos 1733, Gerts 1725; Friedhof: Hinrichs 1729, Beets 1750, Beets, Koenen † 1713/21. 4)

*) Lesser 3) nennt noch eine 'mennonistische Kirche' von 1623, die aber offenbar verschwunden ist.

 

Katholische Kirche von 1853 (St.-Knud-Kirche): Taufschale 1785, Gestühl 1760. 4)

 

Die jüdische Synagoge von 1845 ist heute ein Kulturzentrum. 

 

Jensen 2) gibt als Größe der Stadt 515 Häuser mit 2238 Einwohnern an (1835), davon 1645 in der lutherischen Gemeinde sowie insgesamt 593 Remonstranten, "Mennonisten", Katholiken und Juden. Zur Wirtschaft stellt es fest, dass die Stadt über kein landwirtschaftliches Gebiet verfüge. Weiter nennt er eine allgemeine Stadtschule für alle Religionen sowie eine eigene Schule der lutherischen Gemeinde, Bürgerschule genannt, mit einem Cantor und einem weiteren Lehrer. 

 

Lesser 3) beziffert die Größe der Stadt, die er als zwölfte der 13 Städte des Herzogtums Schleswig auflistet, auf 541 Häuser und 2467 Einwohner (1845). Er weist darauf hin, dass die Stadt nach ihrer Gründung zwar schnell auf 470 Häuser angewachsen sei, jedoch ohne sich, wie erhofft, zu einem bedeutenden Handelsort erheben zu können, obwohl die Stadt einen geräumigen Hafen, Salzsiedereien, Stärke-, Seifen- und Tabakfabriken, eine Lederfabrik, Senfmühlen, der Senf werde bei der Stadt angebaut, und Schönfärbereien angelegt habe. Die reichsten Einwanderer seien in die Niederlande zurückgekehrt. Durch das Bombardement im Herbst 1850 wurden 137 Gebäude vollständig eingeäschert, darunter die remonstrantisch-refomierte Kirche von 1624, 39 durch Brand beschädigt, darunter die Lutherische Kirche von 1644, und 303 durch Bomben und Kugeln beschädigt. Dazu habe es schweren wirtschaftlichen und wohl nachhaltigen Schaden gegeben. Der Wiederaufbau sei im Gange, der König helfe mit 100.000 Reichstalern und für 1851 und von 1852 bis weiter auf 10 Jahre seien die königlichen Steuern und Abgaben erlassen worden. Zur städtischen Wirtschaft erwähnt er 1 Borkmühle und 1 Graupenmühle, 3 Jahrmärkte und 1 Pferdemarkt.

Zur Verwaltung der Stadt nennt er den Magistrat, bestehend aus einem Präsidenten, dem Bürgermeister und fünf Rathsverwandten, außerdem gebe es einen Stadtsekretär und einen Pfenningmeister. Das Kollegium der Stadtdeputierten bestehe aus 8 Mitgliedern.

Zudem nennt er die Stadtschule, die Spar- und Leihkasse sowie die Schützen- und die Totengilde.

Zur Armenversorgung Friedrichstadts führt er die Stadtarmenkasse für die drei protestantischen Gemeinen auf. Im der Übersicht der "Armen- und Heimathdistricte" listet er die Stadt mit folgenden Angaben auf: "Friedrichstadt, mit den zum dortigen Armenwesen der drei protestantischen Gemeinden gehörenden Bezirken des großen und Reußischen Gartens und des Spätinghofes; ingleichen den Armencommünen der katholischen und israelitischen Gemeinen."

Das Wappen der Stadt beschreibt er so: in rotem Feld schräg rechts zwei blaue Flüsse (Treene und Eider), bedeckt von dem silbernen Nesselblatt mit weiß und rot quergeteiltem Herzschild.

 

Am 01.12.1910 hatte Friedrichstadt 2.634 Einwohner.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Gleichnamige Orte im deutschsprachigen Raum sind allesamt Stadtteile anderer Städte:

06886 Wittenberg-Friedrichstadt

01157 Dresden-Friedrichstadt

10117 Berlin-Friedrichstadt

40210 Düsseldorf-Friedrichstadt

 

Einen weiteren Ort, dessen Name sich aus dem Bestimmungswort Friedrich und dem Grundwort Stadt zusammensetzt, gibt es jedoch nur in Süd-Norwegen: Fredrikstad.

In Schleswig-Holstein gibt es mehrere Orte, deren Namen mit Friedrich(s)- beginnen, weitere führt Lesser 3) auch im heute dänischen Nordschleswig auf. Ihnen gemeinsam ist, dass sie mit DE-25840 Friedrichstadt außer dem Friedrich nichts gemeinsam haben: Friedrichsanbau, -au(e), -berg, -feld, -gaard, -gabe, -gabekoog, -graben, -heide, -hof, -holm, -koog, -lust, -neuland, -ort, -stein, -ruh, -t(h)al, -werk, -wiese, -wille. Diese Reihe ließe sich um weitere Ortsnamen im deutschsprachigen und ehemals deutschsprachigen Raum sowie den Niederlanden, wo sie Frederiks- lauten, noch beträchtlich verlängern.

 

Die einzigen eventuell verwechselbaren Orte in Dänemark sind das Dorf Fridstedt (Fredstedt) bei Hadersleben (siehe Lesser 3)) und einer, der fast die dänische Entsprechung Friedrichstadts sein könnte: die Stadt DK-7000 Fredericia. Sie wurde nur 29 Jahre nach Friedrichstadt, also 1650, und ebenfalls von einem Friedrich III. (Frederik III.) gegründet. In diesem Fall war es allerdings nicht der Herzog, sondern der dänisch-norwegische König.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Die bei Laur 1) und Lesser 3) - wie oben dargestellt - genannten Orte, deren Namen mit Frederik- und Friedrich- beginnen, haben keinen Bezug zu Friedrichstadt. Für von Schröder 7) gilt das auch, er führt aber ein Haus "bei der Friedrichstädter Fähre" auf, das er DE-25776 St. Annen-Österfeld zurechnet. Es muss somit, von Friedrichstadt aus gesehen, jenseits der Eider in Dithmarschen gelegen haben.

 

 

Quellen und Literatur

1) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

2) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 4, Flensburg 1842

3) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 1, Kiel 1853

4) Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 1982

5) Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 3. J. A. Petersen, Kiel 1839

6) Quelle: Wikipedia

7) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Band 1, 1841