Koldenbüttel


plattdeutsch: Kooln'büttel

niederdeutsch: Kombüddel

friesisch: Koolnbütel

dänisch: Koldenbyttel

 

Die Gemeinde DE-25840 Koldenbüttel liegt im Amt Nordsee-Treene, Kreis Nordfriesland.

 

Lage: 54°23'16.00"N, 9°04'02.00"E (St.-Leonhard-Kirche), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Koldenbüttel ist eine eigenständige Kirchengemeinde und gehört innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Nordfriesland (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Eiderstedt). Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Bereichsarchiv Eiderstedt - Kirchenbuchamt - in Garding.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ortschronik: Die Chronik von Koldenbüttel, Lühr & Dircks, 1928, Zur Heimatgeschichte Eiderstedts Heft 2

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 1): 1352 Coldenbüttel, 1447 van Koldenbuttele; Jensen 2): Koldenbüttel, 1196 "Kolebottel vel Koldebottel", 1523 Coldenbyttel; Lesser 3): "Koldenbüttel (vormals Koldebetel)".

 

Laur 1) erklärt den Ortsnamen als Bildung aus niederdeutsch koold = kalt und büttel = Siedlung, also "kalte Siedlung". Er lässt offen, ob hierin ein Bezug auf das Klima besteht, ob der Ort den Namen einer ehemals einsamen Lage verdankt, ob es sich um einen Spottnamen handelt, oder ob der Name der Hinweis auf eine Wüstung ist, also auf einen zeitweise verlassenen, später wieder besiedelten Ort.

 

Im Ort steht die Sankt-Leonhard-Kirche, ein im Kern romanischer Bau des 12. Jh. aus Tuff- und Feldsteinen, der 1826 einen Dachreiter und 1843 neue Fenster erhielt.

 

Sankt Leonhard zu Koldenbüttel, 12. Jh.

Das Glockenhaus (links im Bild) wurde, wie die Altersbestimmung des verarbeiteten Holzes ergab, zwischen 1455 und 1475 erbaut. Es ist damit das älteste erhaltene Bauwerk dieser Art in Schleswig Holstein. Altar: letztes Viertel des 15. Jahrhunderts, Taufe aus Marmor aus 1854, Kanzel aus 1583. 4) Im Bild ist jedoch der aus der Zeit um 1300 stammende Taufstein aus schwedischem Sandstein, der 1845 vergraben und 1970 wiederentdeckt wurde. 5)

Im Innern befinden sich Grabsteine mit folgenden Namen: Kramer † 1613/29, v. Buxmer † 1584, Brasch † 1681, Andres/Mummens † 1625/60, Ludtkens † 1639, Volquartz, Michels † 1629, Hemmings † 1664, v. d. Loo † 1608. Außerhalb der Kirche finden sich: Detlefsen † 1573, Nis 1687, Hans 1592, Sax 1662. Bei Letzterem handelt es sich um das Grab von Peter Sax (1597 bis 1662), Bauer, Gelehrter und Chronist Eiderstedts, um 1640 Ratmann zu Koldenbüttel. 4) Fotos 1, 3 und 4 vom 25.05.2006, Foto 2 vom 22.5.2011

 

Jensen 2) macht zur Größe des in der Propstei Eiderstedt liegenden Kirchspiels Koldenbüttel folgende Angaben: 25 Haubarge, 144 Häuser, 3 Mühlen und (1835) 988 Einwohner (1794 945, 1840 1017). Ferner nennt er drei Schulen als zum Kirchspiel gehörig: Eine Schule an der Kirche mit zwei Klassen, die Anzahl der Kinder nennt er hier nicht, eine auf dem Norderdeich mit 20 Kindern und eine "im Herrenhallig" mit ebenfalls 20 Kindern.

 

Lesser 3) zählt das Kirchspiel Koldenbüttel administrativ zur Landschaft Eiderstedt und erwähnt die Distriktschule sowie 3 Armenhäuser. Er gebraucht nicht das Wort Dorf, sondern stellt fest, dass die zu dem Kirchspiel gehörigen Häuser zerstreut an und auf einem alten Deich liegen. Zu Größe und Wirtschaft des Kirchspiels gibt er an, dass es mit der Wohnung des Predigers und des Küsters 25 Hauberge und 144 Häuser enthalte. Ein Wirtshaus heiße der Schmerkrug, zudem gebe es 3 Windmühlen. Die im 13. Jahrhundert erbaute Kirche habe 2 Türme. Als im Kirchspiel eingepfarrt listet er auf: die Herrenhallig (östlich auf Kleinmittelburg zu, das zum Kirchspiel Schwabstedt gehört; 1570 bedeicht), den Peterskoog (1515 eingedeicht; eine Hofstelle namens Ahlefeldshof, zwei weitere Häuser namens Rantrumdeich zum Kirchspiel Mildstedt), den 1611 6) eingedeichten Freesenkoog (bei ihm Fresenkoog), den um 1400 6) eingedeichten Badenkoog, den 1631 6) eingedeichten Schwenkenkoog, Teile des 1489 6) eingedeichten Dammkooges, des um 1400 6) eingedeichten Riesbüllkooges und des um 1400 6) eingedeichten Dingsbüllkooges, sowie die einzelnen Höfe und Landstellen Büttel, Drandersum, Norderdeich ("einige Häuser", Distriktschule), Staatshof, Wallsbüll und Westerbüll. Im Ganzen lebten im Kirchspiel 206 Familien mit 990 Personen.

 

Am 01.12.1910 hatte Koldenbüttel 700 Einwohner.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Der Ortsname Koldenbüttel ist einmalig und unverwechselbar.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Laur 1) nennt einige alte, inzwischen untergegangene Ortsnamen, die keinen räumlichen Zusammenhang zu Koldenbüttel haben: Koldenhof und Kollbüll. Lesser 3) listet beispielsweise ein Colding und ein "Koldbye (Kohlbye)" sowie weitere Orte auf, deren Namen mit Kold- beginnen, die aber ebenfalls keinen Bezug zu Koldenbüttel haben. Gleiches gilt für von Schröders 7) "Coldemore (Collmoor)", Koldenhove und "Kaltenkirchen (Koldenkarken)". Im Übrigen finden sich in den genannten Ortsverzeichnissen auch unter 'C' sowie bei von Schröder 7) in beiden Bänden keine verwechselbaren Orte.

 

 

Quellen und Literatur

1) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

2) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 2, Flensburg 1841

3) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 1, Kiel 1853

4) Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 1982

5) Hans-Walter Wulf, Eiderstedt - Halbinsel der Kirchen, Hamburg 1999

6) Harry Kunz / Albert Panten, Die Köge Nordfrieslands, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997

7) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Bände 1 und 2, 1841