Kleinmittelburg


auch: Klein Mittelburg, Klein Middelburg

plattdeutsch: Lütt Middelborg

dänisch: Lille-Middelborg

 

Zur Problematik der Schreibweise ein Zitat aus der Niederschrift über die 06. Sitzung der Gemeindevertretung der Gemeinde Ramstedt am 06.10.2009 im Dörpshuus in Ramstedt, das benachbarte Großmittelburg betreffend 1):

11. Vergabe eines Straßennamens für Großmiddelburg
Die Gemeindevertretung beschließt, die Straße Groß Middelburg zu benennen.
Es muss noch abgeklärt werden, ob Middelburg mit „dd“ oder „tt“ geschrieben wird.

Der ehemalige, inzwischen durch ein neu errichtetes Wohnhaus ersetzte Hof Kleinmittelburg liegt im Gebiet der Gemeinde DE-25876 Schwabstedt, Ortsteil Ramstedt (Südermarsch, unmittelbar an der Treene), im Amt Nordsee-Treene, Kreis Nordfriesland.

Lage: 54°23'12.50"N, 9°08'53.30"E (ungefährer Mittelpunkt des historischen Gebäudes), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Kleinmittelburg gehört innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Nordfriesland (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Husum-Bredstedt), Kirchengemeinde St. Jacobi in Schwabstedt. Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Kirchenkreisarchiv Nordfriesland in Leck.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ob es eine Ortschronik speziell zu Kleinmittelburg gibt, ist mir nicht bekannt. Es gibt aber: Dr. Hans Meyer, Chronik von Ramstedt, 1991, sowie den Verein "Dorfchronik, Naturschutz und Landschaftspflege e.V. Ramstedt-Wisch-Westerkoog", der die Chronik fortführt.

 

Familiengeschichte

Es ist kaum anzuzweifeln, dass auf der oben angegebenen Position der neu errichtete Hof des in der Ahnentafel als 'Neubaubesitzer' bezeichneten Andreas Andresen, Sohn von Andreas Andresen und Catharina Broderius, * 18.07.1776 Bünge † 03.10.1820 Klein Mittelburg, stand und wo ihm und seiner Ehefrau Sielke Sieken, * 12.05.1779 Norby † 30.07.1851 Schwabstedt, am 06.07.1809 der Sohn Johann Andresen, † 12.01.1863 in DE-25876 Hude, geboren wurde. Die Familie war seit 1802 in Klein Middelburg ansässig 2), der Hof ist vermutlich zwischen 1801, dem Jahr des Verkaufes des Anwesens in Bünge, und spätestens 1809 errichtet worden. Noch ist allerdings zu klären, ob der Name Kleinmittelburg, der dieses Anwesen vom benachbarten Großmittelburg unterscheidet, erst zu dieser Zeit entstand, oder ob er bereits ein anderes Gehöft bezeichnete.

 

Nach Fotos des Gebäudes zu urteilen, handelte es sich bei dem Hof um ein quergeteiltes Geesthardenhaus, das bereits bei seiner Errichtung oder später zu einem Dreiseithof mit Stall, Scheune und vielleicht Altenteil ('Abnahme') ausgebaut wurde. Zuletzt, bis zu einem Brandschaden, hatte es als Ferienhof gedient.

 


Alter Wegweiser an der Chaussee, 26.05.2006

 

Die Fotos zeigten mir die jetzigen Eigentümer des Anwesens, deren neues Wohnhaus auf den Trümmern des alten errichtet wurde, um in dem nur wenig über der Treene liegenden Gelände Höhe zu gewinnen. Ein früher zum alten Hof gehörender, außerhalb gelegener Keller dürfte wegen des bei höherem Treenewasserstand eindringenden Grundwassers kaum jemals wirklich nutzbar gewesen sein.

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 3): In Johannes Mejers "Landcarte von Eyderstede Eveschop un Uthholm" von 1648, die Caspar Danckwerth in seiner "Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer Schleswich und Holstein" 1652 herausgab, ist beim heutigen Kleinmittelburg und Großmittelburg ohne weitere Differenzierung der Name Middelborg eingezeichnet; auch: Mittelburg. Jensen 4): Mittelburg; Lesser 5): Klein-Mittelburg (analog Groß-Mittelburg).

 

Laur 3) deutet den Ortsnamen, niederdeutsch Middelborch, als Umdeutung aus Mildeborch, hochdeutsch Mildeburg, die er vorsichtig als "wohl bei den heutigen Höfen Mittelburg, Ramstedt" verortet, einer Gegend, in der, so Laur, auch das untergegangene und noch nicht lokalisierte Kirchspiel Milde gelegen haben könnte. Als Nennungen der Burg gibt er u.a. an: 13. Jahrhundert Mildinborg (in der Knytlinga-Saga 6)), 1462 "ad castrum, videlicet Mylde", wobei er dies mit "Burg an der Mildau" erklärt. Mit der Vermutung, der Standort dieser Burg habe in der Nähe von Klein- und Groß-Mittelburg gelegen, steht er wohl auf Seiten der Mehrheit der Forscher, wenngleich andere den Ort Milde im nicht weit entfernten Eiderstedt (Lesser 5): untergegangene Kirche südlich von Vollerwiek) und insbesondere die Mildenburg südlich von Mildstedt und westlich von Rantrum an dem inzwischen verschwundenen Ostersee suchen (so auch Lesser 5)): "Mildeburg, Milda, Mildesburg, Mildaenburg, ehemalige Stadt und Burg südlich von Mildstedt an der Milderaue"), wo sich auch in Johannes Mejers Karte ein entsprechender Eintrag findet. Laur weist indes darauf hin, dass sich die drei Ortsnamen Milde, Mildstedt und Mildenburg von dem Flüsschen Mildau (ursprünglich Milde, auch: Mildeau) ableiten, das einst bei Klein- und Groß-Mittelburg in Höhe des am gegenüberliegenden (!) Treeneufer befindlichen Mildter Kooges (bei Mejer "Milt Koeg") in die Treene mündete. Dieses Flüsschen scheint mit Lessers 5) Flüsschen Mildaue oder Milderaue identisch zu sein, über das er berichtet, es sei früher von seiner Quelle zwischen Rantrum und Mildstedt nach Süden geflossen, bis es ab 1584 infolge des auf die spätmittelalterlichen Sturmfluten folgenden Deichbaus zunächst nach Westen, dann nach Norden in die Husumer Aue abgeleitet worden sei.

Überzeugende Argumente für den Standort der gesuchten Mildenburg am Treeneufer bei Klein- und Großmittelburg hat der Schwabstedter Heimatforscher Dr. Hans Meyer 2) zusammengetragen. Danach liegen die Orte einerseits in einem alten Grenzgebiet, andererseits, wie er anhand von alten Flurbezeichnungen nachweist, an einer früheren Fährstelle. Zudem sei der heutige Hof Middelburg, er muss das ehemalige königliche Kammergut 7) Großmittelburg meinen, 1653 und 1655, noch "auf der Milde(n)burg" genannt worden. Der Standort des damaligen Hofes habe etwas weiter östlich auf dem hohen Ufer der Treene, einstmals eine kleine Insel, gelegen und bereits 1493 und 1588 Middelburg geheißen.

Somit finden sich an diesem Standort alle Bedingungen, die den Bau einer mittelalterlichen Niederungsburg, einer Motte, sinnvoll und möglich erscheinen lassen. Das mag in Teilen auch für den Standort am Ostersee gelten, aber zu dem weiß Jensen 4) lediglich festzustellen, er habe an einem grundlosen Morast gelegen. Demnach wäre es bei Klein-Mittelburg und nicht bei Husum gewesen, wo der dänische Kronprinz Sven seinen Widersacher und Vetter Knut, der die Burg 1145 erbaut haben soll, im Streit um die dänische Krone 1151 besiegte. Vielleicht ist auch der Mildedamm, auf dem König Abel 1252 in einer Schlacht gegen die Friesen fiel, nicht bei Mildstedt, sondern hier, an der Mündung der Milde(au) in die Treene zu suchen. Dr. Meyer zieht nicht zu Unrecht die Parallele zu den an Flussmündungen erfolgten Gründungen Rotterdams (Damm am Fluss Rotte) und Amsterdams (Damm am Fluss Amstel). Für all dies fehlt aber noch der archäologische Beweis.

 

Jensen 4) zählt "ein paar Häuser im Herren-Hallig, Mittelburg genannt", zum Kirchspiel Schwabstedt in der Propstei Husum. Angaben zur zuständigen Schule macht er nicht, erwähnt jedoch unter Koldenbüttel eine Schule "im Herren-Hallig" mit 20 Kindern.

Die Herren-Hallig, heutige Schreibweise: Herrenhallig, beginnt an der Treene mit Kleinmittelburg und reicht westwärts bis Koldenbüttel. Sie wurde 1570 bedeicht.

 

Lesser 5) macht zu Herrenhallig, Kleinmittelburg und Großmittelburg differenziertere, allerdings auch etwas unklare Angaben:

Zunächst definiert er: "Herrenhallig, ein bereits im Jahre 1570 eingedeichter Koog ... an der Treene, nördlich von Friedrichstadt, im Ostertheile der Landschaft Eiderstedt; Kirchspiel Koldenbüttel; Schuldistrict Ramstedt."

Weiter unterscheidet er hinsichtlich der Besiedlung der Herrenhallig folgende drei Gruppen: "[1] In demselben [Koog] liegen 2 Höfe, welche parcelirt sind, [2] südöstlich von diesem Kooge liegt ein Hof hart an der Treene, welcher ... Groß-Mittelburg heißt; [3] 2 kleinere Stellen und 1 Kathe ebenfalls an der Treene werden Klein-Mittelburg genannt, und gehören zum Kirchspiele Schwabstedt."

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: In Deutschland finden sich

DE-23701 Süsel-Middelburg und -Middelburgerfelde am Middelburger See bei 23701 Eutin und

DE-2660x Aurich-Middelburg.

 

Der Ortsname Middelburg ist im Übrigen in den Niederlanden häufig. In Bayern gibt es ein DE-91224 Pommelsbrunn-Mittelburg.

Verwechslungsmöglichkeiten mit Orten in Dänemark bestehen nicht.

In der Nachbarschaft Kleinmittelburgs befindet sich das Anwesen Großmittelburg.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Laur 3) listet zum Namensbestandteil Herren- den Ortsnamen Herrenfähre im Zusammenhang mit dem Lübecker Stadtteil Herrenwyk und die Häusergruppe Herrenmühle im Kreis Segeberg (DE-23795 Bad Segeberg), alle ohne jeden Bezug zur Herrenhallig. Weiter nennt er neben DE-23701 Süsel-Middelburg und Kleinmittelburg einen 'Mittelhof', der laut von Schröder 8) eine Doppelhufe in DE-23775 Großenbrode-Lütjenbrode ist. Lesser 5) nennt weitere Orte, deren Namen mit Herr- und Mittel- beginnen, die aber keinen Bezug zur Herrenhallig bzw. zu Kleinmittelburg haben. Dies gilt insbesondere für das ehemalige Gut Herren-Hütten bei Eckernförde und den Herrenkoog bei Tondern. Ein Mittenburg beschreibt er als eine Kathe an der Widau(e) im Amt Tondern. Auch die von von Schröder 8) aufgelisteten Orte haben keinen Bezug zur Herrenhallig bzw. zu Kleinmittelburg, darunter einige, deren Namen mit Herren- beginnen, das bereits erwähnte DE-23701 Süsel-Middelburg, ein vergangenes Dorf Middeldorp auf Büsum, sowie einige Orte, deren Namen mit Mittel- beginnen, von denen nur eine ausgebaute Hufe des Dorfes Quaal namens Mittelbruch (DE-23821 Rohlstorf-Quaal) erwähnenswert ist.

 

 

Quellen und Literatur

1) Quelle: Internet

2) Hans Meyer: Schwabstedt - 5000 Jahre Schwabstedter Geschichte, Schwabstedt 1968

3) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

4) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 2, Flensburg 1841

5) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 2, Kiel 1853

6) Jensen 4), Seite 595

7) Johann Friedrich Hansen, Vollständigere Staatsbeschreibung des Herzogthums Schleswig - Erster Theil, Flensburg 1770

8) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Bände 1 und 2, 1841