Bünge


plattdeutsch: Büng

dänisch: Bynge

 

Das Dorf Bünge ist ein Ortsteil der Gemeinde DE-24869 Dörpstedt im Amt Kropp-Stapelholm, Kreis Schleswig-Flensburg.

 

Lage: 54°26'0.00"N, 9°19'50.00"E (ungefährer Standort des Hofes von Andreas Andresen und Catharina Broderius), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Bünge gehört heute innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Schleswig-Flensburg (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Schleswig), Kirchengemeinde Hollingstedt. Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Bereichsarchiv Schleswig - Kirchenbuchamt - in Kappeln/Schlei.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ortschroniken:

Friedrich-Wilhelm Clausen, Dörpstedter Chronik von 1962

Ilse Goss / Gemeinde Dörpstedt, Foto-Chronik der Gemeinde Dörpstedt (auf der Chronik von 1962 aufsetzend), Dörpstedt 2000. Dieses Buch ist bei der Amtsverwaltung Kropp erhältlich (Stand 2010).

Siehe auch Johann Rhode Friedrich Augustiny (J. R. F. Augustiny, Pastor in Hollingstedt), Versuch einer Chronik des Kirchspiels Hollingstedt, Flensburg 1852 (siehe extern> Google Books).

 

Familiengeschichte

Der um 1710 in Dörpstedt-Klove geborene Andreas Andresen erscheint laut der Foto-Chronik der Gemeinde Dörpstedt im Jahr 1740 als Eigentümer des Grundstückes neben der Schmiede. Die Schmiede stand laut Foto-Chronik auf dem Grundstück Hauptstraße 96. Da das nordöstlich gelegene Grundstück Hauptstraße 94 in der Chronik anderweitig beschrieben ist, muss Andreas Andresens Grundstück südwestlich der Nummer 96 gelegen haben.

"1773", so die Chronik, "wurde die 3/16 Hufe an den Sohn Andreas Andresen übergeben, 1800 erbte dessen Sohn Andreas Andresen. 1801 an Hans Bartels verkauft. 1847 Sohn Hinrich Bartels. In den Jahren 1847-1853 muss das Haus abgebrochen oder abgebrannt sein, ..." 1).

 

Legt man diese Informationen zusammen mit den genealogischen Daten auf einen Zeitstrahl, dann ergibt sich folgende Familiengeschichte:

 

Andreas Andresen, ca. 1710 in Klove geboren, erwarb vor 1740 den Hof neben der Bünger Schmiede (früher Ortsteil Westerbünge, wie sich aus Lage und genealogischen Daten schließen lässt, siehe Ortsgeschichte) und heiratete 1746 Anna Johansen. 1773 übergab er den Hof seinem 23-jährigen Sohn Andreas und zog sich vermutlich mit seiner Ehefrau aufs Altenteil, der Abnahme, zurück. Der Ertrag aus dem Altenteil dürfte, wenn nicht noch anderer Besitz vorhanden gewesen war, bescheiden ausgefallen sein. Denn, nachdem bei der Agrarreform von 1768 festgelegt worden war, dass eine Hufe zwischen 31 ha und 63 ha groß zu sein hatte, müsste die 3/16 (9/48) Hufe zwischen knapp 6 ha und unter 12 ha umfasst haben. Sie entsprach damit der typischen Landgröße eines Kätners. Bereits die Erträge aus dem gesamten Hof dürften also für die Bestreitung des Lebensunterhalts des Eigentümers kaum gereicht haben. Kätner gingen daher oftmals einer handwerklichen Nebenbeschäftigung nach. Der alte Andreas Andresen starb 1785, etwa 75-jährig, nachdem er seine Frau um drei Jahre überlebt hatte.

Sein Sohn Andreas Andresen, 1750 in Bünge geboren, übernahm also 1773 mit 23 Jahren den väterlichen Hof und heiratete im gleichen Jahr die 1748 in Norby geborene Catharina Broderius, die 1776 den Sohn Andreas Andresen gebar. Als der Vater 1793, erst 43-jährig, starb, war sein Sohn Andreas gerade 17 Jahre alt und für die Hoffolge wohl noch zu jung. Erst im Alter von 24 Jahren, 1800, übernahm er den väterlichen Hof, verkaufte ihn jedoch im Jahr darauf und siedelte, die Gründe hierfür kennen wir nicht, 1802 2) ins 13 Kilometer entfernte Klein Mittelburg über, wo er ein neues Haus baute. Seine Mutter Catharina Andresen geborene Broderius blieb in Bünge, wo sie 1818, 70-jährig, starb. Sie wurde, wie zuvor ihr Ehemann, in Bergenhusen bestattet.

Die Familie war seit 1802 in Klein Middelburg ansässig 2), der Hof ist vermutlich zwischen 1801, dem Jahr des Verkaufes des Anwesens in Bünge, und spätestens 1809 errichtet worden.

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 3): 1462 Buynghe, Buyngh, 1554 tho Buinge; handschriftlich auch Bunge; Jensen 4): Wester-Bünge, Oster-Bünge, "in der Bawinghe (Bünge)" (1609), "in der Bünge"; Lesser 5): Westerbünge, Osterbünge, "Bünge, Wester-, Dorf, welches an Osterbünge gränzt", "Bünge, Oster- (vormals Bynghe)"; Dörpstedter Chronik 1): Byunge, Bying, Byingha; Albert Panten (1995): Buing 6)

 

Laur 3) erklärt den Ortsnamen als eine Bildung aus mittelniederdeutsch bûwinge = Bau, Baugut, Landstelle, also Siedlung beim Baugut.

Friedrich-Wilhelm Clausen, Verfasser der ersten Dörpstedter Chronik, erklärte den Ortsnamen dagegen aus alten Schreibweisen (Byunge, Bying, Byingha) als "Dorf in den Wiesen" 1).

 

Bünge lag einst etwas weiter nordwestlich an der Treene zwischen Hollingstedt und Wohlde. 1362 wurde das alte Bünge durch die erste, die aldergrötheste Mandrenke 7), also durch die verheerende Sturmflut, in der auch der sagenhafte Handelsort Rungholt untergegangen sein soll, zerstört und auf der Geest neu gegründet 8). Vom ehemaligen Standort des Dorfes 'Buing' 6), zeugen noch alte → Warften.1)

 

Laut Dörpstedter Chronik 1) wurde bis 1900 zwischen Wester- und Osterbünge unterschieden, wobei Westerbünge bis 1896 im weiter entfernten Bergenhusen eingepfarrt war, und seitdem, wie Osterbünge als Ausbau von Dörpstedt schon immer, im näher gelegenen Hollingstedt.

 

Auch Jensen 4) unterscheidet in dieser Weise, und zwar im Detail zwischen:

Westerbünge im Kirchspiel Bergenhusen, Propstei Hütten, Kroppharde, Amt Gottorf, dessen Größe er mit 1 Vollhufe, 4 Halbhufen, 4 Viertelhufen und 3 Katen angibt. Den zu Westerbünge zählenden, westlich gelegenen Bünger Koog bezeichnet er als unbewohnt. Westerbünge ordnet er auch seine Information zu, dass 1609, bei der Erhebung durch den herzoglichen Hofrat Broder Boysen für Herzog Johann Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf, "in der Bawinghe" 6 Hufner und "ein paar Kätner" gezählten wurden. Im Zusammenhang mit Osterbünge bezeichnet  er Westerbünge als Sitz einer Distriktschule mit 25 Kindern.

Osterbünge im Kirchspiel Hollingstedt, Propstei Gottorf, aber ebenfalls Kroppharde, Amt Gottorf, das er zu Dörpstedt rechnet: "Dörpstedt, ein ziemliches Dorf, wovon herstammen Clove mit dem Heidkrug und Bünge (Oster-Bünge), wo auch eine Windmühle". Zur Wirtschaft des Ortes nennt er im Übrigen lediglich "Dörpstedt 9 Hufen und 6 Wurthsitzer mit denen in der Bünge". Als für Osterbünge zuständige Distriktschule gibt er Westerbünge an.

 

Lesser 5) bezeichnet

Westerbünge als Dorf, welches an Osterbünge grenze, aber zum Kirchspiel Bergenhusen gehöre, und nennt die Distriktschule. Zu Größe und Wirtschaft gibt er wie Jensen 4) 1 Vollhufe, 4 Halbhufen, 4 Viertelhufen und 3 Katen an, nennt aber weiter eine westlich gelegene ausgebaute Stelle namens Harken-Kiel. Er weist auf die niedrige Lage des Dorfes hin, das deshalb in Herbst und Winter oftmals von der Treene überschwemmt werde. Der westlich liegende Büngerkoog enthalte keine Häuser. Zur administrativen Zugehörigkeit macht er keine Angaben.

Osterbünge als Dorf im Kirchspiel Hollingstedt, das 7 Viertelhufen und 1 Instenstelle enthalte, und administrativ zur Kroppharde im Amt Gottorf gehöre. Weiter nennt er eine östlich des Dorfes gelegene Windmühle. Als zuständigen Schuldistrikt gibt er Westerbünge an.

 

Vom Ort Bünge leiten sich neben dem Büngerkoog auch ab:

die bei Lesser 5) aufgeführten Namen Büngerdamm ("einige Katen östlich vom Dorfe Clove") und Büngerschanze (auch Stapelholmerschanze oder Holmer-Schanze, eine Grenzbefestigung der Landschaft Stapelholm nördlich von Wohlde) sowie das westlich von Clove gelegene Wirtshaus Büngerschlagbaum und

das in der Foto-Chronik der Gemeinde Dörpstedt genannte, einen Kilometer nördlich Bünges am Treeneweg gelegene Büngsbarg (heute auch Büngerberg/Bungerberg), eine frühere Zollstelle, später ein Wirtshaus (1842 vom Heidkrugbauern, vermutlich dem aus Klove, erbaut, evtl. mit Büngerschlagbaum identisch).

 

Am 01.12.1910 hatte Dörpstedt 532 Einwohner. Das im Verhältnis zum Hauptort kleinere (Gesamt-) Bünge wurde hier vermutlich mitgezählt.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Bünge ist in dieser Schreibweise und als eigenständiger Ortsname mit heute in Deutschland und Dänemark existierenden Orten nicht verwechselbar. In älterer Literatur ist 'Bünge' jedoch nicht eindeutig. Zudem findet sich für Dörpstedt-Bünge auch die Bezeichnung 'Bunge'. Im Zeitalter der aus dem Zusammenhang gerissenen und elektronisch massenvervielfältigten Informationsschnipsel (Internet!) sollten folgende weitere Bünges und Bunges unterschieden werden:

Bünge = Heidbunge: Rund vier Kilometer südsüdöstlich von Kropp liegt Heidbunge. Bei den z.B. in der Ahnenforschung Stamp genannten Bunges scheint es sich in allen Fällen um Heidbunge zu handeln (siehe extern> http://www.drstamp.de/heimat/ahnen/anhang.html).
Bei Jensen 4) ist zu Heidbunge zu lesen: "ehemalige Schäferei, Bünge (Heidbünge), 3 Parcelenstellen". Bei Lesser 5) steht ebenfalls "Bünge (Heidbünge)", im Abschnitt Kropp allerdings, als zum Kirchspiel Kropp gehörig: Bunge.

Bunge = Holzbunge: Der in der Broderius-Datenbank genannte Peter Engel (* 12.09.1781), laut Volkszählung von 1835 1/4-Hufner und Krüger, 54 Jahre alt, wurde im Ort "Bunge, Dorf" zum Kirchspiel "Bünstorf" (heute das drei Kilometer von Holzbunge entfernte Bünsdorf) erfasst. Mit dem "Dorf Bunge" muss also Holzbunge am Wittensee gemeint sein.
Jensen 4) nennt Holzbunge Bunge, bei Lesser 5) steht "Bunge (Holzbunge)".

Lesser 5), der seine Betrachtung auf das alte Herzogtum Schleswig beschränkt hat, führt ferner auf:
- Bunge, eine "einzelne Stelle" im Kirchspiel Kropp und
- Bungsiel bei Ockholm, heute Bongsiel.

Weitere Zusammensetzungen, die sich aus Bunge = Landstelle ergeben sind z.B. Ducht Oster-/Norderbünge (im Volkszahl-Register zu Sankt Margarethen, Holstein, Kirchspiel im Amt Segeberg, heute DE-25572 Sankt Margarethen-Osterbünge und DE-25572 Landscheide-Nordbünge.

Es gibt ein Bunge in Schweden, Gotland, 2,7 km vom Fårösund entfernt.

 

DE-24869 Dörpstedt (dänisch Dørpsted) kann mit DE-23730 Neustadt-Dörpstede und DE-24819 Nienborstel-Dörpstedt verwechselt werden.

 

Verwechslungsmöglichkeiten mit Orten in Dänemark bestehen nicht.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein: Laur 3) führt das Gut Bungsberghof auf, das nach dem Bungsberg in Ostholstein benannt sei. Ferner nennt auch er DE-25572 Sankt Margarethen-Osterbünge und DE-25572 Landscheide-Nordbünge, lt. Danckwerth/Mejer 10) 1652 Osterbung bzw. Nordbung genannt, sowie die schon besprochenen Heidbunge (1542 Bunge) und Holzbunge (1542/1554 ebenfalls Bunge). Im Übrigen findet sich bei ihm, wie auch bei Lesser 5), nichts, was nicht oben schon beschrieben wäre. Mit folgender Ausnahme gilt das auch für von Schröder 10): Er listet eine Schmiede namens Bünge bei DE-25792 Strübbel, also etwa 30 km südwestlich DE-24869 Dörpstedt-Bünges, auf. Erwähnenswert ist jedoch, dass er DE-25572 Sankt Margarethen-Osterbünge unter dem Namen Ostbünge führt.

 

 

Quellen und Literatur

1) Ilse Goss, Foto-Chronik der Gemeinde Dörpstedt im Jahre 2000, herausgegeben durch die Gemeinde Dörpstedt, 2000

2) Hans Meyer: Schwabstedt - 5000 Jahre Schwabstedter Geschichte, Schwabstedt 1968

3) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

4) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 3, Flensburg 1841

5) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 1, Kiel 1853

6) Hans Joachim Kühn und Albert Panten: Der frühe Deichbau in Nordfriesland - Archäologisch-historische Untersuchungen, herausgegeben vom Landesamt für Vor- und Frühgeschichte von Schleswig-Holstein und vom Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1995

7) Johannes Jasper: Chronicon Eiderostadense vulgare - oder die gemeine Eiderstedtische Chronik 1105 - 1547, St. Peter-Ording 1977

8) Martin Becker, Gerd Kaster, Kulturlandschaft Eider - Treene - Sorge, herausgegeben vom Amt Stapelholm und dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, Neumünster 2005

9) Caspar Danckwerth, Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein, hierin Landkarten von Johannes Mejer, 1652

10) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Bände 1 und 2, 1841