Poppenbüll


dänisch: Poppenbøl

 

Die dörfliche Gemeinde DE-25836 Poppenbüll liegt im Amt Eiderstedt, Kreis Nordfriesland.

 

Lage: 54°21'38.25"N, 8°45'37.00"E (Kirchenschiff), Karte:

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Familienforschung

Kirchenbücher (i.d.R. nur vor 1876): Poppenbüll ist eine eigenständige Kirchengemeinde und gehört innerhalb der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Kirchenkreis Nordfriesland (vor der Kirchenkreisfusion Kirchenkreis Eiderstedt). Das zuständige Kirchenbuchamt ist das Bereichsarchiv Eiderstedt - Kirchenbuchamt - in Garding.
Näheres hierzu und zu standesamtlichen Urkunden (ab 01.01.1876) siehe Erläuterungen, Quellen, Verweise.

Ortschronik: Es soll eine Ortschronik geben (Quelle: extern> Deutsche Genealogie: Schleswig-Holstein, Stand 1992).

 

Aus der Ortsgeschichte

Nennungen: Laur 1): 1438 van ... Poppenbul, 1450 parochia Poppenbul; Jensen 2): Poppenbüll, auch (älter) Papenboll, Poppenbul, Poppenbyl; Lesser 3): "Poppenbüll (vormals Popenbüll)". 

 

Laur 1) deutet den Ortsnamen als "Siedlung des Poppo".

 

Poppenbüll liegt inmitten des St.-Johannis-Kooges, der zu den ältesten Kögen der heutigen Halbinsel Eiderstedt gehört, wenn er nicht sogar der älteste ist. Er wurde bereits im 12. Jahrhundert mit einem etwa eineinhalb Meter hohen Sommerdeich umgeben und lag vor der Nordwestspitze der damaligen, nur wenig früher bedeichten Marscheninsel Eiderstedt, die nur den südöstlichen Teil der heutigen Halbinsel Eiderstedt ausmachte und auf deren nordöstlichem Ende Uelvesbüll liegt. Politisch gehörte Poppenbüll damals zur Harde Everschop, einem Verwaltungsbezirk mit eigener Gerichtsbarkeit und dem Hauptort Garding, der bereits 1109 eine erste Kirche erhielt. Everschop umfasste etwa den mittleren Teil des heutigen Eiderstedts. Westlich lag die Harde Utholm mit dem Hauptort Tating (Kirche: 1103) sowie u.a. den Orten Sankt Peter-Ording und Westerhever. Den östlichen Teil der Marscheninsel Eiderstedt bildete die Harde Eiderstedt mit dem Hauptort Tönning (Kirche: um 1120). Zusammen bildeten diese drei Harden in der Folge die 'Drei Lande' der Landschaft Eiderstedt, wobei hier der Begriff Landschaft für ein Gebiet bäuerlicher Selbstverwaltung steht (vgl. Landschaft Stapelholm, in der u.a. Erfde liegt). 4)

 

Sankt Johannis zu Poppenbüll, 12. Jh., Fotos vom 22.05.2011
Die Sankt-Johannis-Kirche wurde um 1113 gegründet. Der heutige Bau ist wohl noch in spätromanischer Zeit entstanden, erhielt aber eine neue Westwand. Der Altar ist von 1601, die Taufe aus Bronze von 1590, die Kanzel von 1579. Die Triumphgruppe ist um 1600 entstanden. Grabsteine: Kirche (Trittstein) Peträus † 1582; Pastorat (Trittstein) Becherer † 164?; Hof von W. Cornils (Trittstein) Bechers-Peters † 1648/66. 5)

 

Jensen 2) berichtet: "Vor dem Altar ward 1494 der hiesige Priester Nicolaus Süvels von zwei Hausleuten erschlagen, worüber das Land 6 Wochen in Interdict kam. Die Thäter mußten jährlich zu Garding und Poppenbüll Seelmessen für den Entleibten lesen lassen, ihn seinem Bruder mit 180 Mk. bezahlen und nach S. Jago (Anmerkung: S. Jago = Santiago de Compostela) in Spanien wallfahrten". 1723 erhielt die Kirche von der regierenden Königin silbernes Altargeräth geschenkt."

 

Weiter führt er aus, dass es im Kirchspiel Poppenbüll, das zur Propstei Eiderstedt zähle, keine Dörfer gebe, sondern dass es aus zerstreut liegenden 16 Haubargen, 65 Häusern und zwei Mühlen mit insgesamt (1835) 494 Einwohnern bestehe (1794 18 Haubarge, 8 Milchereien, 56 Häuser, eine Mühle, 453 Einwohner). Er vermerkt außerdem, dass hier 1634 in der Burchardiflut oder zweiten Groten Mandrenke 180 Personen ertranken. An schulischen Einrichtungen nennt er eine Hauptschule des Schuldistrikts mit 150 Kindern und eine weitere Schule zu Neukrug im 1437 6) eingedeichten Heverkoog am Westerdeich mit 25 Kindern.

 

Lesser 3) nennt beide bereits bei Jensen aufgeführte Schulen des administrativ der Landschaft Eiderstedt zugehörigen Kirchspiels Poppenbüll Distrikschulen, wobei er die Hauptschule "bei der Kirche" lokalisiert. Zu Größe und Wirtschaft des Kirchspiels gibt er 16 Höfe und 65 Häuser mit 561 Einwohnern in 104 Familien an und nennt weiter 2 Windmühlen, 3 Wirtshäuser, davon eines in Lehmrick, 1 Ziegelei und 1 Kalkbrennerei. Weiter nennt er als zum Kirchspiel Poppenbüll gehörig: den Heverkoog, den vor 1460 6) eingedeichten Holmkoog (teilweise, bei ihm Holmerkoog) mit einigen Häusern namens Löndorf, den im 12. Jahrhundert 6) eingedeichten Poppenbüller St. Johanniskoog, den nach 1362 6) eingedeichten Mimhusenhoog, die Siedlungsstellen Bollingwarf (Bollingswerf), Buchshörn, Dick-Poppenbüll, Grönhörn (Grönhorn), Helmfleth, Klerenbüll, Nickelswerf, Osterdeich, Schweinschaart, Westerdeich und die unbebaute → Warft Hundorf. 

 

Am 01.12.1910 hatte Poppenbüll 355 Einwohner.

 

Verwechslungsmöglichkeiten, Orte gleichen oder ähnlichen Namens

Internetrecherche: Zu verwechseln ist Poppenbüll mit dem in Dänemark gelegenen Poppenbøl bei 54°55'00.00"N, 8°44'00.00"E.

 

In Deutschland finden sich an Ähnlichkeiten der Hamburger Stadtteil Poppenbüttel sowie die mittelalterlichen Siedlungsstellen Poppenwurt und Poppenhusen bei Wesselburen in Dithmarschen.

 

Ortsverzeichnisse, Schleswig-Holstein:  Bei Jensen 2) ist das dänische Poppenbøl der "Marschhof Poppenbüll" bei Hoyer in der Propstei Tondern, den Lesser 3) (Größe: 2 Hufen) ebenfalls unter dem Namen Poppenbüll dem Kirchspiel Hoyer in der Südhoyerharde, Amt Tondern, zuordnet. Interessant ist, dass sich in Richtung Hoyer möglicherweise ein ganz neuer Zweig der Familie Broderius aufklappt, weil ein um 1560 geborener Petrus oder Peterus Broderus, ab etwa 1593 Pastor in Hoyer, ebenfalls ein Sohn von Claus Broderus (siehe Broderi) sein soll.

Die bei Laur 1) und von Schröder 7) genannten Orte sowie die weiteren, bei Jensen 2), alle Bände und Lesser 3) genannten Orte, deren Namen mit Pop- beginnen, sind nicht verwechselbar und haben keinen Bezug zu Poppenbüll.

 

 

Quellen und Literatur

1) Wolfgang Laur, Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein. Gottorfer Schriften VIII der Arbeitsgemeinschaft für Landes- und Volkstumsforschung Schleswig, Schleswig 1967

2) Hans Nicolai Andreas Jensen, Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 2, Flensburg 1841

3) Wilhelm Lesser, Topographie des Herzogthums Schleswig, Band 2, Kiel 1853

4) siehe auch: Harry Kunz/Albert Panten, Die Köge Nordfrieslands, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997

5) Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 1982

6) Harry Kunz/Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997

7) Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Oldenburg (in Holstein), Band 2, 1841